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Sand-Wedge liegt schwer im Magen

Reisemagazin der Rhein am Main Presse, Juni

Auch beim Golfspiel hat der liebe Gott den Schweiß vor den Erfolg gesetzt

Ein Selbstversuch

Golf spielen – so schwer kann das doch nicht sein. Und das mit der Platzreife, kriegen wir schon hin, garantiert. Garantiert? der im bayerischen Piding ansässige Reiseveranstalter „ Golf und fun „ bietet tatsächlich einen Platzreifekurs mit Erfolgsgarantie an. Und das innerhalb von nur fünf Tagen, irgendwo zwischen Lüneburger Heide und Santa Ponsa auf Mallorca, zwischen Salzkammergut und Schwarzwald, zwischen Kärnten und dem Bayerischen Wald.

Ein reales Angebot oder doch nur Bauernfängerei ? Die Probe aufs Exempel sollte es zeigen. Der erste Schock kam schon auf dem Parkplatz vor dem Clubhaus des Golfclubs Ortenau, einem der ältesten Clubs im Schwarzwald, wenige Kilometer von Lahr entfernt. Olli und Marion, zwei mehr oder weniger durchtrainiert wirkende Mitstreiter aus Hamburg, packten – wie selbstverständlich – ihre prall gefüllten Golftaschen aus.

War hier nicht von einem Anfängerkurs die Rede ? Auch Christopher aus Köln kam in karierten Hosen und nagelneuen Golfschuhen daher, entschuldigte sich allerdings gleich damit, beides im Sonderangebot erstanden zu haben. Egal, bange machen gilt nicht. Zumindest für die erste Übung war das Material auch eher von zweitrangiger Bedeutung. Wir tun das, was jeder schon einmal beim Minigolf getan hat - wir putten. Der Unterschied: Auf dem kurzgeschorenen Grün fällt es viel leichter, den kleinen weißen Ball im richtigen Loch zu versenken als auf einer der ramponierten Betonbahnen.

Dieses erste unverhoffte Erfolgserlebnis sollte allerdings für längere Zeit auch schon das letzte bleiben. Spätestens bei den Abschlag-Versuchen auf der sogenannten Drivingrange wurde nachvollziehbar, was einen der dortigen Spieler uns mit auf den Weg zu geben versuchte :“Golf macht demütig“ Zum Glück aber gab es noch Esther. Esther ist 38 und ein Profi. Die langjährige Nationalkader-Angehörige spielte bis 1998 auf der European Lady-Tour, ehe sie Diplom-Golflehrerin wurde und seitdem ihren Lebensunterhalt damit verdient, ihr Wissen und ihre Erfahrung vornehmlich an Anfängern weiterzugeben. Keine leichte Aufgabe, wie sich an den folgenden Tagen noch herausstellen sollte.

Lediglich Christopher, der mittlerweile die Hose gewechselt hatte, erwies sich als Naturtalent. Während bei ihm alles so einfach aussah, mühten wir anderen uns als mehr schlecht als recht damit ab, den Ball Meter für Meter in Richtung Fahne zu stumpen. Am nächsten Morgen dann der erste Ausfall. Ausgerechnet Steffi aus Fritzlar hatte es erwischt.

Obwohl die Sportlichste von uns allen, hatte ihr Körper auf den ungewohnten Bewegungsablauf hin gestreikt. Die Diagnose : Hexenschuss. Für alle anderen ein mahnendes Beispie dafür, Esthers Aufwärmübungen ein wenig ernster zu nehmen. Auf unser Spiel- wenn man es denn so nennen wollte- hatte allerdings auch das keinen wirklichen Einfluss. Jetzt war unsere Lehrerin gefragt, mit Durchhalteparolen die Stimmung nicht gänzlich in den Keller absacken zu lassen.

All ihre Bemühungen aber waren vergeblich. Olli, der eigentlich vom Surfen kommt, entdeckte unfreiwillig seine alte Vorliebe zum nassen Element und ließ plötzlich kein Wasserloch mehr aus. Und selbst Christopher passte sich insbesondere dann, wenn er das Sand-Wege, den Schläger zum Spielen aus den Sandbunkern, auspacken musste, mehr und mehr der allgemeinen Gruppenstärke an, was zumindest den Leidensdruck der anderen ein wenig mildern sollte. Schon Gebetsmühlenartig sprach uns Esther Mut zu, mit mentaler Aufmunterung allein war es aber auch nicht getan.

Dass man uns am Ende - wie versprochen - dennoch bescheinigte, die Vorraussetzungen für die Platzreife erfüllt zu haben, lag an jenem kleingedruckten Passus, wonach nicht allein die Schlagzahl hierfür ausschlaggebend sei. Vielmehr zähle der hinterlassene Gesamteindruck und diesbezüglich hatte Esther wohl tatsächlich schon noch Schlimmeres erlebt.

Außerdem hatten wir schließlich zumindest den theoretischen Teil der Prüfung vergleichsweise mit Bravour bestanden und wussten nun zumindest schon mal, was die Golf-Etikette verlangt. Das dennoch ernüchternde, aber nicht wirklich überraschende Fazit nach zehn Stunden Gruppenunterricht: Bis zum Golfspieler ist es noch ein weiter und steiniger Weg. Schon unerwartet kam da für den einen oder anderen von uns eine ganz andere Erkenntnis : Auch beim Golfspielen hat der liebe Gott buchstäblich den Schweiß vor den Erfolg gesetzt.

Autor: Rolf Lehmann

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